Mobilität und Verkehrswende

Mobilität bedeutet für uns Freiheit und Teilhabe. Mobilität ist ein Teil der Daseinsvorsorge der öffentlichen Hand. Und ohne die Verkehrswende kann es keine Klimawende geben.
Dafür braucht es starke Anreize, keine Verbote. Wir wollen deshalb die Geschwindigkeit bei der weiteren Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs und des Fahrradklimas in Gräfelfing und Lochham vervielfachen. Wir hoffen, dass dann überwiegend nur noch die Teile der Einwohnerschaft, die aus familiären, gesundheitlichen oder beruflichen Gründen auf das Auto angewiesen sind, dieses regelmäßig benutzen.

Verkehrsgerechtigkeit

Was mit Geld allein für Zufußgehende und Radfahrende in Gräfelfing getan werden konnte, ist überwiegend getan. Nun ist es an der Zeit, die knappen Verkehrsflächen neu und gerecht zu verteilen und die schmerzhaften Lücken im Verkehrsnetz für nicht Motorisierte zu schließen.
Die Bahnhofstraße soll für Zufußgehende und Radfahrende sicherer und bequemer wer-den. Dafür müssen die gefährlichen Engstellen auf dem Geh- und Radweg beseitigt werden. Das darf nicht auf Kosten der Freischankflächen und Warenauslagen gehen, denn diese machen unsere Ortsmitte attraktiv. Stattdessen kann kurzfristig beispielsweise vor der Eisdiele der Gehweg auf Kosten von zwei bis drei Parkplätzen verbreitert werden. Radständer gehören auf Parkplätze, Werbetafeln etc. entfernt.
Langfristig ist eine Anordnung der KFZ-Parkplätze in der Straßenmitte zu prüfen. Dort kön-nen ausparkende Autofahrende keine Radfahrenden gefährden, die Straße wird sicher für den Radverkehr, der Gehweg sicherer für die Zufußgehenden und wenige langsame Rad-fahrende.
Fünf Jahre nach dem Bau einer neuen Brücke über die Autobahn existiert noch immer kein legaler und sicherer Geh- und Radweg von der Heitmeiersiedlung zur Ortsmitte. Der Knotenpunkt Kleinhaderner Weg/Pasinger Straße/Lochhamer Straße muss entsprechend umgebaut werden. Dies ist ohne nennenswerten Verlust an Leistungsfähigkeit für den KFZ-Verkehr möglich.
Bordsteinkanten an Übergängen für Zufußgehende und Radfahrende sind eine Zumutung für mobilitätseingeschränkte Personen und unsichere Radfahrende. Wir fordern daher eine Kantenhöhe von 0 cm.
Bei Veranstaltungen wie dem Straßenfest und an Baustellen sollen rollstuhlgerechte Bordsteinsteinrampen an Gehwegen vorgegeben werden.
Wir schlagen die bedarfsgerechte zeitnahe Einrichtung von persönlichen Behindertenpark-plätzen an den Wohnorten der darauf Angewiesenen vor.
An belebten Kreuzungen sind Taststreifen für Blinde erforderlich.

Verkehrskonzepte

Die für das Frühjahr 2019 angekündigte Startveranstaltung für das lang ersehnte integrierte Verkehrskonzept wurde um ein halbes Jahr verschoben. Wir erwarten eine zügige Erstellung und dann eine konsequente Umsetzung der Ergebnisse.
Wir fordern den Verzicht auf die vorgeschlagene Verbindungsstraße zwischen dem Gewerbegebiet Lochham und einer neuen Autobahnauffahrt. Das Bürgerbegehren 2013 hat sich eindeutig gegen eine Umgehungsstraße entschieden, der Kreistag hat das Projekt 2019 ebenfalls abgelehnt. Die Umsetzung würde das Abholzen von mindestens 1.000 Bäumen im Bannwald bedeuten. Für eine Ersatzpflanzung gibt es kein Konzept. Es sollen deshalb keine weiteren Finanzmittel der Gemeinde für das offensichtlich gescheiterte Vorhaben aufgewendet werden.
Die Lochhamer Straße ist heute bis zu neun Meter breit, die Radwege handtuchschmal. Wenn erst in Freiham die Wohnungen für 30.000 Neubürger*innen sowie die bereits ge-plante Bahnunterführung am S-Bahnhof Neuaubing fertig sind, wird der Verkehr stark zu-nehmen. Wir streben u.a. Tempo 30, einen Rückbau der Fahrbahnbreite auf 6,50 m breite und vollständige Radwege sowie einen Rückbau des Kreisverkehrs am Bahnhof Lochham an, der im Moment so angelegt ist, dass er viel zu schnell durchfahren werden kann.
Die Fahrbahnen auf dem Rathausplatz und im Tunnel zum Bahnhofsplatz sollen das gleiche Pflaster wie auf den Gehwegen erhalten. Die Sichtbeziehung aus der Ruffiniallee muss verbessert, die Vorfahrtsregel und der Kurvenradius müssen verändert werden. Nur bauliche Maßnahmen verändern das Verkehrsverhalten dauerhaft und nachhaltig. Noch mehr Verkehrsschilder, Markierungen, Zebrastreifen und Ampeln in verkehrsberuhigten Bereichen schaffen keine wirkliche Sicherheit.
In dem geplanten Neubau der Gemeinde an der Bahnhofstraße 105 soll eine öffentliche Tiefgarage und ein Einkaufswagen-Sammelplatz für alle Geschäfte in der Bahnhofstraße eingerichtet werden. So wird es möglich, nur einmal zu parken und mehrere Geschäfte zu besuchen.

Öffentlicher Verkehr

Die Bushaltestellen sind heute viel zu weit von der S-Bahn in Lochham entfernt. Bei der Umplanung des Jahnplatzes und des Kreisverkehrs sollen sie näher am Bahnhof platziert werden. Die Fahrpläne müssen so abgestimmt werden, dass auch ältere und mobilitätseingeschränkte Personen die Busse erreichen, bevor sie abfahren.
Ein 10-Minuten-Takt der S6 ist dringend erforderlich. Bis zur Fertigstellung der zweiten Stammstrecke muss wohl vorerst jeder zweite Zug in Pasing enden. Bei Bedarf sollen deut-lich mehr Langzüge eingesetzt werden. Wie soll denn die Einwohnerschaft wie gewünscht zahlreich in die S-Bahn umsteigen, wenn diese häufig überfüllt und fast immer unpünktlich ist?
Der geplante U-Bahnhof Martinsried soll im engen Takt der ankommenden U-Bahnen mit den Gewerbegebieten in Lochham und Steinkirchen verbunden werden. Dafür empfehlen sich kleine Elektrobusse, die abseits des KFZ-Staus auf besonderen Wegen fahren können.
Funkgesteuerte Vorrangschaltungen für Busse an Lichtzeichenanlagen sollen verhindern, dass diese im Autostau stecken bleiben. Die Einmündung des Neurieder Wegs in die Würmtalstraße ist ein geeigneter Ort für eine erste Installation.
Das Busnetz muss weiter ausgebaut werden. Die Vorgaben des auf grüne Initiative hin erstellten Nahverkehrsplans des Landkreises müssen konsequent umgesetzt werden. Eine zusätzliche Haltestelle an der Spitzackerstraße ist zu prüfen.

Radverkehr

Radfahren soll Spaß machen und sicher sein. Wir wollen eine öffentlichkeitswirksame Fahrradstraße vom Ortseingang am Pasinger Stadtpark über den Kirchweg, die Würmstraße und die Stefanusstraße bis zum Ortsausgang Richtung Planegg. Auf die Belange unserer Feuerwehr an der Würmstraße wird dabei selbstverständlich Rücksicht genommen.
Gräfelfing benötigt eine Fahrradabstellanlagensatzung, die für Schulen, Geschäfte, Ge-werbe und Privathäuser ausreichende, bequeme und sichere Fahrradabstellmöglichkeiten vorgibt. Die Gehwege sollen für die Einwohnerschaft frei bleiben.
Die Fahrradabstellanlagen an den Bahnhöfen müssen weiter ausgebaut werden. Geschlossene Boxen, Ladestationen und Werkzeugstationen sollen eingerichtet werden.
Es sollen Leihfahrradsysteme ausgebaut werden, die ein Abstellen an allen Orten und nicht nur in Stationen erlauben.
Damit mehr Radfahrende auch im Winter ihren Arbeitsplatz oder ihre Ausbildungsstätte klimaneutral erreichen können, wollen wir den Winterdienst verbessern. Insbesondere nicht straßenbegleitende Radwege, etwa nach Freiham, nach Großhadern oder durch den Park nach Pasing sollen so gründlich geräumt werden, dass sich keine Eisplatten bilden können.

Arbeitskreis Radverkehr

Der Arbeitskreis Radverkehr berät die Gemeinde. Mitglieder sind nominell 2 Gemeinderäte, der Radverkehrsbeauftragte, die Polizei und Sachkundige aus den Kreisen der Radfahrenden. Die Abbildung eines möglichst weiten Spektrums scheint uns im Sinne einer Konsenspolitik sinnvoll. Wir erhoffen uns für den AK Radverkehr mehr Einfluss und eine regelmäßigere Arbeit. Er soll der Verwaltung Entscheidungsvorlagen für den Gemeinderat zuarbeiten. Verkehrsunfälle im Gemeindegebiet sollen hier analysiert und daraus Verbesserungen erarbeitet werden.

Lärmschutz

Wir setzen uns für einen effektiven Lärmschutz im Gemeindegebiet ein. Die Möglichkeiten hierzu sind vielfältig, werden von der Gemeinde bisher aber nur teilweise genutzt. Wir denken etwa an Tempolimits, insbesondere während der Ruhe- und Nachtzeiten. Tempolimits werden zwar vielfach als lästig empfunden, sind jedoch sehr effektive und preiswerte Lärmschutzmaßnahmen und erhöhen zudem nachweislich die Verkehrssicherheit. Sinnvolle Formen der Überwachung sind hierbei ebenfalls zu planen.
Der Einbau von Flüsterasphalt-Belägen auch im innerörtlichen Straßennetz ist ein weiterer Baustein für den Lärmschutz.
Aktive Schallschutzmaßnahmen sollten nicht auf die Übertunnelung der Autobahn A 96 im Gemeindegebiet beschränkt werden. Da bisher offen ist, ob und wann dieses Projekt finanziert und verwirklicht werden kann, müssen für einen effektiven Lärmschutz kurzfristig realisierbare Maßnahmen geprüft und umgesetzt werden.